Santa Maria – Umbrailpass – Stilfser Joch – Bormio

Andreas auf dem Umbrailpass

Mein Zelt steht morgens wieder lange im Schatten. Bis ich weg komme, ist es 11:00 Uhr. Die Steigung auf den Umbrailpass beginnt unmittelbar bei der Ausfahrt des Campingplatzes. Zunächst ist die Straße bestens asphaltiert und ich frage mich, ob das bis zur Passhöhe so bleibt. Bei meiner letzten Befahrung (1993) gab es noch ein Stück mit Schotter, an dessen Länge und Lage ich mich nicht mehr genau erinnern kann. Auf ca. 1800m Seehöhe kommt dann, was kommen musste. Zum Glück reicht das nicht geteerte Stück der Straße nur bis auf ca. 2000m. Die Länge habe ich nicht beachtet, aber es werden wohl etwas über 2km sein. Danach gibt es wieder durchgehend Asphalt. Durch die etwas größere Steigung im Vergleich zu den letzten gefahrenen Pässen kann ich meine in den letzten Tagen beobachtete Steigungsrate von ca. 200m pro Stunde (inkl. Pausen) etwas übertreffen. Schließlich erreiche ich den Umbrailpass, wo ich eine Gruppe anderer Radfahrer fotografiere und mich fotografieren lasse.

Das eigentliche Ziel des heutigen Tages ist Bormio, jedoch käme es für mich niemals in Frage, Richtung Bormio abzufahren, ohne vorher auf dem Stilfser Joch gewesen zu sein. Die restlichen 250 Höhenmeter sind anstrengend und ich brauche viele Pausen, da meine Oberschenkelmuskulatur permanent übersäuert ist. Doch auch langsam kommt man ans Ziel. Auf der Passhöhe des Passo dello Stelvio ziehe ich warme und winddichte Bekleidung über, packe meine wichtigsten Sachen in den Rucksack und sperre das Rad ab. Danach gehe ich zur Tibet-Hütte. Alleine der Ausblick auf die Serpentinen der südtiroler Seite der Straße ist diesen kurzen Weg wert. Nach einer kleinen Stärkung gehe ich wieder hinunter zur Passhöhe und auf der anderen Bergflanke zur Dreisprachenspitze. Hier verlief eine der Fronten des ersten Weltkriegs. Italiener, Österreicher und Schweizer, die ihr neutrales Territorium zu verteidigen hatten, trafen hier aufeinander. Reste der Stellungen sind noch zu sehen. Nachdem ich mich informiert und einige Fotos gemacht habe, gehe ich wieder hinunter zu meinem Fahrrad. Um 19:19 beginne ich die Abfahrt Richtung Bormio. Es sind nur noch sehr wenige Fahrzeuge unterwegs. Ich versuche gar nicht, besonders schnell zu fahren, sondern genieße einfach die Abfahrt. So bleibt die Höchstgeschwidigkeit bei 68 km/h. Ich erreiche Bormio mit dem letzten Tageslicht und fahre gleich weiter Richtung Cepina. Kurz darauf erreiche ich den mir bereits bekannten Campingplatz und nach Zelt aufstellen und Duschen erfreue ich mich an der wohlverdienten Pizza und einem Glas Rotwein.

Strecke: Campingplatz Santa Maria (~1420) – Umbrailpass (2503) – Stilfser Joch (2758) – Bormio (1225) – Cepina (Valdisotto) – Campingplatz „Cima Piazzi“ (1118)
Höhenmeter: ca. 1350
Distanz: 44 km